Irgendwie reagiere ich inzwischen allergisch, wenn ich lese “Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht von einer “Revolution”.


Quelle: web.de

 

Zugegebenermaßen, es ist eher eine atypische Allergie. Nicht so, wie Sie eine Allergie vermuten. Es kommt eher die große Übelkeit (um es vornehm auszudrücken) hervor, gepaart mit Langeweile, was er jetzt schon wieder für einen Murks als die “Revolution” versucht zu verkaufen.

Alter Wein in neuen Schläuchen ist keinesfalls eine Revolution. Bestenfalls ist es das Aufhübschen von etwas Bestehendem und meistens nur der selbe alte Mist in einer neuen Verpackung.
So verhält es sich auch mit der Krankenhausrevolution, die von Lauterbach so betitelt wird.
Was aber bleibt bei genauerem Hinsehen von der angeblichen Revolution übrig? Um es kurz vorweg zu nehmen, nichts, was nicht schon einmal da gewesenen wäre und auch schon früher nicht funktioniert hat. Und noch viel schlimmer, den einen oder anderen revolutionären Rohrkrepierer hat Lauterbach seiner Zeit sogar ausschlaggebend mitinitiiert. Aber Erinnerungen an Vergangenes war bekanntermaßen noch nie des Ministers Stärke. Wir hingegen erinnern uns an den Lipobayskandal. Der Minister natürlich nicht mehr. Wieso sollte dann gerade jetzt das Gedächtnis reaktiviert werden, wo doch die Revolution zum Greiffen Nahe ist.

Also ab in die Eckpunkte des Papiers.

 

Revolution bei der Abrechnung

Die derzeit gültigen Fallpauschalen, eingeführt von Ulla Schmidt, sehen vor, dass für bestimmte Therapien feste Sätze jedem Krankenhaus vergütet werden (ganz vereinfacht gesprochen). Diese Fallpauschalen = DRGs wurden aber seinerzeit so sehr von Lauterbach propagiert, dass er gelegentlich auch als der Einflüsterer von Ulla Schmidt galt.
Zukünftig sollen die Kliniken 60% der Vergütung einfach nur dafür bekommen, dass sie die Leistungen vorhalten, ohne diese auch erbringen zu müssen.
Da viel mir sofort das ein, was unter der Lösung 1981 im Spiegel für den Fall stand, dass man mit der entsprechenden Anweisung den Zauberwürfel lösen konnte. Dort heisst es: “Schrei Hurra! Schmeiß eine Lokalrunde! Schick mir einen Scheck! Sag den Normalen, daß sie dich jetzt aus der Gummizelle herauslassen können …”
Bekloppter kann man eine Abrechnung nicht mehr “revolutionieren”, denn das mit den Vorhaltepauschalen hat ja schon so brillant während der Coronazeit funktioniert. 

 


Quelle: Berliner Zeitung

 

Schrei Hurra! Schmeiß eine Lokalrunde! Schick mir einen Scheck! Sag den Normalen, daß sie dich jetzt aus der Gummizelle herauslassen können …

In dem web.de-Bericht heisst es: 
“Die Krankenhäuser seien nicht mehr gezwungen, so viele Leistungen wie möglich zu erbringen. “Es ist der Umbau des Systems in dem Sinne, dass die Anreize ganz andere sein werden”, sagte Lauterbach weiter. ” Dem kann ich nur zustimmen. Es wird der Anreiz geschaffen, einfach Leistungen vorzuhalten, nichts mehr zu tun und dennoch 60% Vergütung dafür zu bekommen. Wieso bitte sollte ich dann noch eine Abteilung überhaupt betreiben, wenn ich alleine für das Vorhalten 60% Vergütung bekomme?
Wie gesagt: “Schick mir einen Scheck!”

 

 

Mehr Verlässlichkeit für Patienten

Stimmt. Eine Leistung, die ich nur vorhalten, aber gar nicht erbringen muß, mir aber dennoch 60% erbringt, führt dazu, dass die Patienten verlässlich wissen, wo welche Leistungen so ganz theoretisch erbracht werden könnten. Das heisst aber natürlich, der Vorhalteleistung folgend, nicht, dass sie auch erbracht wird. Aber sie wird eben vorgehalten. 
Damit haben wir, siehe oben (Berliner Zeitung), aus der Coronazeit noch gute Erfahrungen und brauchen erst gar nicht mehr üben wie das geht. Wir können es sofort umsetzen.
“Laut Aussage von Lauterbach haben kleine Kliniken auf dem Land durch das neue Finanzierungsmodell eine Art Existenzgarantie.”. Stimmt. Die halten einfach etwas vor und schon fliessen 60% der eigentlichen Erlöse. Das ist die 100%-tige Existenzgarantie. Keine Kosten aber 60% der Erlöse. Das geht nur mit Lauterbach im Gesundheitswesen. Habeck sollte sich mal im Gesundheitsministerium Tipps holen. Das war ja bisher alles nur halb ausgegorener Traubenmost, was aus dem Wirtschaftsministerium da so kam.

 

 

Krankenhäuser in Level einstufen

Menschenskinder! Donnerwetter!! Potz Blitz!!! Das da noch keiner zuvor draufgekommen ist.


Quelle: Wikipedia (veröffentlicht wurde die Seite 2005!!!!)

 

Der web.de Bericht endet mit dem Satz: “Die Praxis wird dann zeigen, was sich für Patienten wirklich ändert.” Das kann ich Ihnen sagen, das müssen wir nicht abwarten. Die Kosten werden weiter dramatisch steigen, die wohnortnahe Versorgung wird noch unsicherer werden, die Qualität wird sich kaum ändern und die Personalnot wird nicht behoben werden.

Das ist doch mal eine Revolution, die ihren Namen verdient 

 

Ich könnte noch soviel mehr zu den Punkten schreiben. Leider muß ich jetzt aber meine Allergie therapieren gehen – vielleicht mal mit einem revolutionären Ansatz.