Aristoteles, Albertus Magnus und natürlich auch Leonardo da Vinci fallen mir bei dem Begriff Universalgelehrter sofort ein. Ich persönlich dachte bisher immer, Universalgelehrte gäbe es seit dem ausgehenden Mittelalter nicht mehr, da die wissenschaftlichen Zusammenhänge immer komplexer würden. Insbesondere in der aktuellen Zeit würde ich gar keinen Universalgelehrten mehr erwarten. Ich bin ja schon skeptisch, wenn ein Arzt vorgibt alles zu wissen, denn schon bei Dermatologie bin ich doch recht schnell dabei, mir Rat durch eine Überweisung des Patienten an den Hautarzt, einzuholen, da ich die Medizin inzwischen als unüberschaubar weit gefächert ansehe.
Aber weit gefehlt. Es gibt auch heute noch, zumindest einen, Universalgelehrten. Et voila, hier ist er:
Harald Lesch – Quelle: Wikipedia
Was der Mann alles weiss bzw. wozu er etwas zu sagen hat. Das muß er sein – der Universalgelehrte.
Er ist: Astrophysiker
Quelle: Yahoo
Er ist: Elektromobilitäts-Energieexperte
Quelle: efahrer
Er ist: Coronaexperte
Quelle: Utopia
Er ist: Impfexperte
Quelle: Augsburger Allgemeine
Er ist: Klimaexperte
Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
Und er ist: Arzt
Quelle: web.de
Was für ein Tausendsassa! Das muß ein Universalgelehrter sein!
Wenn ihm doch nur nicht so ein paar wesentliche Fehler unterlaufen würden. Viel verstehe ich von den Expertenthemen nicht. Daher kann und möchte ich auch gar nicht alle kommentieren. Aber im Bericht zur Elektromobilität ist mir doch aufgefallen, dass natürlich die Aussage: “Bei 500 TWh Gesamt-Produktion liege der zusätzliche Bedarf bei neun Prozent – “kein Problem” konstatiert der TV-Professor.” sicherlich nicht falsch ist. Zumindest dann nicht, wenn wir die reine Energieproduktion betrachten. Zwar hätten idealerweise hier die Atomkraftwerke weiter am Netz bleiben sollen. Allerdings selbst ohne diese wird die Beschaffung der Energie kein allzu großes Problem darstellen, denn glücklicherweise haben wir ja die Staaten um uns herum (vor allem Frankreich und Polen), die gerade erst Atomkraftwerke ans Netz bringen, weil sie schon den steigenden Energiebedarf in Form von Strom, nicht nur in Deutschland, erkannt haben. Das Problem ist also nicht die Bereitstellung der Energie in Form von Strom bei zunehmender Elektromobilität sondern die Leitungskapazitäten. Diese sind beschränkt und solange keine neuen, zusätzlichen oder Leitungen mit einem größeren Querschnitt verbuddelt werden, stellt es eben nicht die Produktion sondern die Vor Ort Bereitstellung der benötigen Energie das riesige Problem dar.
Also möglicherweise ein Universalgelehrter mit kleinen “Schönheitsfehlern”?
Da wo ich mitreden kann, Medizin, kann ich Ihnen sagen, die Aussage: “Wer seine Gesundheit schützen will, muss das Klima schützen”, ist völliger Unsinn. Es müsste richtigerweise heissen:
Wer seine Gesundheit schützen will, muss aufhören diesen ganzen Mist zu lesen und zu glauben.
Ein ganz wunderbarer Artikel ist dazu im aktuellen Tichy Einblick Magazin (9/23, Seite 34f.) unter dem Titel “Lieber warm und reich als kalt und arm” erschienen. Ich vermute, aus Urheberechtsgründen darf ich Ihnen nicht den ganzen Artikel hier einfügen, weshalb ich nur Teile, die mehr als aussagekräftig sind, wiedergeben werden. Aber Sie wissen, dass ich die Zeitung für das Wartezimmer abonniert habe 😉
Dort heisst es:
“Die Erwärmung (…) hat bislang keinen Weltuntergang ausgelöst. Ganz im Gegenteil zeigen alle Parameter, an denen man das Wohlergehen der Menschheit ablesen kann, von der reinen Größe unserer Population bis hin zur Lebenserwartung, von der Wasser- und Nahrungsversorgung bis hin zur Kindersterblichkeit, von der Bildung bis hin zum Durchschnittseinkommen, anhaltend positive Trends.
Die Auffassung dies könne und werde sich zeitnah ändern, ist zwar weit verbreitet, entbehrt aber jeder nachvollziehbaren Begründung.
Das sehen auch die Wissenschaftler so, die den Stand des Wissens jeweils in ihren Berichten für das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, deutsch Zwischenstaatlicher Sachverständigerat für Klimaänderungen) der Vereinten Nationen zusammenfassen.”
Wie bei Tichys Einblick weiter ausgeführt wird, geht insbesondere das IPCC-Szenario SSP 5 von einer guten, für uns alle gewinnbringenden Zukunft aus, “(…) wenn wir weiterhin auf fossile Energieträger setzen, um Innovationen und technischen Forschritt, um Freiheit, Wettbewerb und intensivere globale Kooperationen, um Inventionen in Gesundheit und Bildung zu forcieren”.
In dasselbe Horn bläst auch der amerikanische Experimentalphysik John F. Clauser, der 2022 den Physiknobelpreis erhielt. Dessen Statement ist in der aktuellen Ausgabe der Weltwoche (32, 10.08.2023, Seite 26f.) nachzulesen. Auch diesen Artikel darf ich vermutlich aus Urheberrechtsgründen nicht einfach per Copy und Paste hier einfügen. Aber auch diese Zeitschrift habe ich für mein Wartezimmer abonniert 😉
Spannend in diesem Zusammenhang und das ist Wissenschaft, kommt Prof. Clauser unter der Überschrift “Es gibt keine Klimakrise” zu genau demselben Ergebnis, wenn gleich er zum IPCC schreibt: ” Ich persönlich glaube, dass sie damit einen grossen Fehler begehen, denn meiner Meinung nach ist der IPCC eine der Schlimmsten Quellen für gefährliche Fehlinformationen.”
Auf der einen Seite beruft sich jemand auf den IPCC und kommt zum Schluss, dass wir keine Klimakrise haben (Tichy Einblick). Auf der anderen Seite “verteufelt” einer genau diesen IPCC (Weltwoche), kommt aber genau zu denselben Erkenntnissen. Somit kann also die Klimakrise gar keine Krise sondern allenfalls ein Wandel sein. Um das aber zu erkennen, benötigt es keine Wissenschaftler. Jedes Kind kann Ihnen sagen, dass in drei Monaten ein anderes Klima vorherrschen wird als aktuell, denn dann haben wir Winter.
Schön wäre es also, wenn der Universalgelehrte den Ball, so wie er es eigentlich gerne möchte, mal schön flach halten würde und sich auf sein Gebiet, auf dem er bestimmt hervorragend ist, besinnen würde. Denn Universalgelehrte sind seit dem Mittelalter eben doch irgendwie ausgestorben.
Quelle: Yahoo
Eine anmassende Frechheit von ihm finde ich aber den Rückschluss, dass er sein Versagen seiner gesamten Generation anlastet. NEIN Herr Lesch, ich habe NICHT versagt. Weder in meinem persönlichen Leben noch in meiner Lebenseinstellung oder sonst wem gegenüber!
Quelle: web.de