“Lauterbach verspricht mit Qualitätsatlas mehr Transparenz”, wie web.de am 13.09. berichtet hat. Dass dieses ziemlicher Unsinn ist, hatte ich schon im Artikel über “Neue Qualitätsberichte?” geschrieben. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft weiß natürlich, dass es solche Berichte längst gibt: “Krankenhausgesellschaft: Übersicht gibt es schon”, weshalb sie die Lauterbachschen Pläne nicht spektakulär findet und es daher nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen kann. 

“Würden zum Beispiel alle Schlaganfall-Patienten in einer spezialisierten “Stroke Unit” behandelt, könnten laut Studien pro Jahr 5.000 Leben gerettet werden, sagt Karl Lauterbach am Mittwoch in der Bundespressekonferenz.”. Nun ja, das mag bezweifelt werden.
Zuerst einmal muß man wissen, was überhaupt eine Stroke Unit ist. Auf der Seite der Schlaganfall-Begleitung heisst es von Dr. Staudacher ausgeführt: “Eine Stroke Unit ist eine hochspezialisierte Einrichtung nur für Schlaganfall-Patienten.” Diese hochspezialisierte Einrichtung hält ein Team aus Pflegepersonen, Therapeuten (Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie) ggf. Neuropsychologen sowie Neurologen vor und arbeitet eng mit mit Ärzten anderer Fachrichtungen wie der Kardiologie, Neuroradiologie, Gefäßchirurgie und Neurochirurgie zusammen.
Somit ist eine Stroke-Unit ganz sicher die maximale, optimale Therapie, die einem Patienten zukommen kann, der einen Schlaganfall erlitten hat. 

Wenn man sich allerdings die Verteilung der Stroke Units in Deutschland ansieht, dann gibt es da schon riesige Lücken.


Quelle: Google

 

Und nicht jede Stroke Unit, selbst wenn sie offiziell zertifiziert ist, kann auch das anbieten, was nach Angaben der Schlaganfall-Begleitung eine gute Stroke Unit aus macht und eventuell von diesen selbst beschrieben wird. Wir erinnern uns: Neben einem Team aus Pflegepersonen, Therapeuten (Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie) ggf. Neuropsychologen sowie Neurologen sind auch Ärzte anderer Fachrichtung (Kardiologie, Neuroradiologie, Gefäßchirurgie und Neurochirurgie) optimalerweise an der Versorgung von Schlaganfallpatienten beteiligt.
Fast wahllos und zufällig habe ich einmal eine Stroke-Unit in Brandenburg herausgegriffen, um zu überprüfen, ob jede Stroke Unit tatsächlich eine Stroke Unit ist oder ob der Flickenteppich in Deutschland mit Stroke Units nicht tatsächlich doch so groß ist, wie er sich darstellt. Fast wahllos deshalb, weil ich natürlich keinen Maximalversorger oder eine Uniklinik genommen habe, denn die haben selbstverständlich alle oben aufgeführten Strukturen vor Ort.
Es wurde die Asklepios Fachklinik Teupitz. Gleich auf der Homepage der Fachklinik heisst es: “Wir sind ein Fachklinikum für neurologische und psychiatrische Erkrankungen”. Lässt das hoffen? Bereits der Link “Experten und Abteilungen” lässt vermuten, dass dort eher Einzelexperten arbeiten als hochspezialisierte Fachabteilungen organisatorisch vorzufinden sind, die mit Experten besetzt sind.
Als Abteilungen sind dann aufgeführt die Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie die Neurologie.

 


Quelle: Asklepios Fachklinikum Teupitz

 

Unter der Neurologie, die lediglich an zweiter Stelle aufgeführt ist, vermutlich weil die Asklepios Fachklinik Teupitz eher auf die zuerst aufgeführten Krankheitsbilder spezialisiert ist, erfährt man dann, dass im Rahmen eines Schlaganfalls verschlossene Gefäßes möglicherweise mit einer Infusion (Thrombolyse) oder einem Katheter durch die Neuroradiologen wieder eröffnet werden können. Das stimmt zwar grundsätzlich, setzt allerdings eine hochspezialisierte Neuroradiologie voraus. Diese gibt es jedoch in Teupitz überhaupt nicht. Die nächste Neuroradiologie wäre in Berlin zu finden.

Jetzt stellt sich die Frage, wenn jemand einen Schlaganfall in der Pampa südlich von Teupitz erlitten hat, wo wäre er gut aufgehoben? Ohne Frage in einer tatsächlich hochspezialisierten Stroke Unit. Rechtfertigt das jedoch die “Abschaffung” der Asklepios Fachklinik Teupitz? Das käme dem gleich, was Lauterbach fordert, dass entsprechende Patienten nur noch in solchen Zentren behandelt werden, womit seiner Aussage nach jährlich 5.000 Leben gerettet werden könnten.
Nein, es rechtfertigt in meinen Augen nicht die Abschaffung der Asklepios Fachklinik Teupitz und damit ist meiner Meinung nach auch die Forderung von Lauterbach Unsinn. Denn hätte ich in der Pampa um Teupitz einen Schlaganfall, so wäre ich dankbar, wenn ich wenigsten schnell in Teupitz erstversorgt werden würde, wenn gleich auch möglicherweise nicht so ganz optimal wie in der Charité oder im Vivantes Klinikum in Berlin. Aber der Zeitverlust, der durch den Transport entstehen würde, würde möglicherweise so wertvolle Zeit kosten, dass eine nur zweitoptimale Versorgung in Teupitz plötzlich besser wäre als eine optimale Versorgung, die jedoch lebenswichtige Zeit kostet.

Darüber hinaus ist die Argumentation für den Klinikatlas irgendwie nicht ganz nachvollziehbar, zumindest wenn man Lauterbach folgt.
In dem Artikel heisst es:


Quelle: web.de

 

Ich habe schon viele tausend Patienten in meinem Leben gesehen und behandelt. Gelegentlich war auch mal ein Schlaganfall dabei (bzw. der Verdacht auf selbigen). Zukünftig wird sicherlich auch mal noch einer dazukommen. Egal wann und egal wie er sich zeigt, wenn Sie und ich der Meinung bin, Sie sollten deshalb in einem Krankenhaus behandelt werden, dann werde ich sie nicht elektiv (planbar) ins Krankenhaus einweisen und Ihnen auch nicht den Rat geben, mal einen Termin für Behandlung des Schlaganfalls auf einer Stroke Unit zu vereinbaren. Ich werde Sie immer NOTFALLMÄSSIG ins Krankenhaus einweisen. Da wird es auch zukünftig bei mir keine planbaren Eingriffe geben! Und falls Sie nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingewiesen werden sollten, der schon einige Tage zurückliegt, dann brauchen wir keine Stroke Unit mehr sondern eine Kardiologie, Radiologie oder sonst etwas und hier ist es egal, ob es noch eine Stroke Unit gibt oder nicht.