Ich kann mich an meine frühesten Jahre als Arzt in der Kardiologie erinnern. Damals kam eine junge Patientin, in meiner Erinnerung war sie Mitte zwanzig, in die kardiologische Praxis, in der ich seinerzeit angestellt war und berichtete über Herzrhythmusstörungen, die sie vermeintlich verspürte. Sie fragte, aufgrund dieser, nach einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU). Ich war absolut erschrocken, da eine EPU mittels eines Herzkatheters erfolgt und nicht völlig risikoarm ist. Natürlich gib und gab es auch damals schon Patienten, die ich zu einer EPU überweise, niemals aber eine junge, Mitte zwanzigjährige Patientin. Also erklärte ich ihr, was eine EPU sei, wann sie notwendig sei und eine berechtigte Indikation möglicherweise Herzrhythmusstörungen sein könnten und klärte sie anschliessend ausführlich über die Risiken und Nebenwirkungen einer solchen Untersuchung auf, bevor ich sie beschwichtigen konnte, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass sie in ihrem Alter Herzrythmusstörungen haben würde, die eine EPU notwendig erscheinen lassen würden. Darüber hinaus gäbe es zuvor andere, weniger risikoreiche diagnostische Möglichkeiten, z.B. ein Langzeit-EKG. Ich habe die Patientin nie wieder gesehen und bin sehr sicher, dass sie auch zu keinem anderen Kardiologen gegangen ist.
Mit wurde an dem Beispiel so überdeutlich, welche Macht und Einflussnahme einige Menschen haben und mir wurde schlagartig anhand dieses Beispiels bewusst, wie besonnen ich mit dem mir alleine aufgrund meines Berufs entgegengebrachten Vertrauen umzugehen habe.

Wir können auf der einen Seite Angst erzeugen und alleine dadurch entsprechende Verhaltensänderungen hervorrufen. Wir können aber auch besonnen reagieren und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, Menschen in die Lage versetzen, nachzuprüfen, ob diese Warnung gerechtfertigt ist.
Auch wenn: “”Die perfideste Strategie, anderen Menschen Angst einzujagen und sie dazu zu bringen, alles zu tun, was ihnen gesagt und von ihnen verlangt wird, beherrschen nur ganz besonders durchtriebene Angstmacher. ” gilt, so ist es noch viel schwieriger, Menschen in die Lage zu versetzen, eine Situation selbst beurteilen zu können und manchmal dauert es auch lange.

Sie fragen sich, was die Aussagen in den gelben und blauen Kasten oben sind?

Ganz einfach. Die gelben Aussagen finden sich im internen Strategiepapier “Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen” des Bundesinnenministeriums aus dem Frühjahr 2020, über das u.a. der Focus berichtet hat. In den blauen Kästen sind die Mechanismen, wie man Angst erzeugen kann. Diese sind zusammengetragen aus einem Essay aus dem Herbst 2020 von Prof. Hüther, einem begnadeten Neurobiologen und Hirnforscher (“Die Motive der Angstmacher erkennen“) und einer viel älteren Abhandlung über die Psychologie der Angst aus dem Jahr 2015 (“Panikmache funktioniert eben doch am besten“).

Perfider geht und ging es nicht mehr, oder?