Fahrrad fahren ist gesund, zumindest meistens und schont die Umwelt. Warum also sollte man Fahrräder verbieten? Möglicherweise weil man mal wieder ein wertmäßiges Ergebnis nicht bewertet, wie ich schon öfter aufgezeigt habe und dann zu abstrusen Ergebnissen kommen kann.
Auf jeden Fall war mein erster Gedanke, dass Fahrräder auch verboten werden müssten, als ich den Bericht bei web.de “Polizeigewerkschaft für stärkere Regulierung von E-Rollern” laß, in dem berichtet wird, dass in Paris ab September 2023 keine e-Scooter mehr verliehen werden. Die Begründung weshalb dieses so geschehen soll, ist in einem anderen Bericht wiedergegeben: “Es gibt Unfälle und Chaos auf den Bürgersteigen.“
Hierzulande sind die Kritikpunkte bei den E-Rollern angeblich die Park- und Abstellsituation sowie die Geschwindigkeit.
Ich nehme an, ohne dass es weiter ausgeführt wurde, ist mit der Parksituation gemeint, dass die E-Roller durch Parks fahren können. Mit der Abstellsituation ist gemeint, dass diese überall abgestellt werden können und es keine festen Sammelstellen gibt und mit der Geschwindigkeit, dass sie mit bis zu 20km/h unterwegs sein können.
Gehen wir davon aus, dass genau diese Punkte bei uns damit gemeint sind, dann sollten wir uns näher damit auseinandersetzen.
- Parksituation: E-Roller können durch Parks fahren. Das können Fahrräder aber auch. Wieso sollte man E-Rollern verbieten durch Parks zu fahren, wenn man es bei Fahrrädern noch nicht getan hat, obwohl man es hätte längst tun können oder gleichzeitig mit andenkt, auch Fahrräder in Parks zu verbieten? Dieses ist aber überhaupt nicht angedacht. Ganz im Gegenteil. Das touristische Stadtportal von Berlin (visitberlin) beschreibt sogar Fahrradtouren durch den Tiergarten, die teilweise sogar direkt durch den Park führen.
Quelle: visitberlin.deWarum also sollte man E-Roller in Parks verbieten, wenn man sogar direkt dafür wirbt, dass man mit dem Fahrrad durch einen Park fahren sollte?
Somit scheint dieses Argument nicht haltbar zu sein. - Abstellsituation: Jeder kennt solche Bilder:
Quelle: Berliner Abendblatt
Das ist zugegebenermaßen nicht schön. Ich glaube, darüber gibt es keinen Zweifel. Aber ist das ein Problem der Nutzung durch E-Roller oder ist das das Ergebnis reinen Vandalismus von irgendwelchen Chaoten?
Hier liegt der Verdacht nahe, es verhält sich wie mit dem Plastiktütenverbot. Weil es ein Entsorgungsproblem gibt, Plastiktüten tauchen dort auf, wo sie definitiv nicht hingehören, wird, trotz hervorragender Ressourcen- und Umweltbilanz, gleich die Herstellung verboten, als sich vielmehr dem Entsorgungsproblem zu widmen, was möglicherweise etwas komplizierter wäre. Nur weil E-Roller von Chaoten umgetreten werden, wodurch sich nur indirekt ein Abstellproblem ergibt, wird gleich ganz über ein Verbot nachgedacht?
Würden solche Bilder verschwinden, wenn man feste Abstellzonen hätte? Vermutlich nur dann, wenn in diesen beispielsweise Bügel oder ähnliche Abstellvorrichtungen wären, an die die E-Roller angelehnt werden. Denn dann könnten sie nicht mehr umgetreten werden. Würden sie dann aber, wenn sie nicht mehr überall abgestellt werden können, so wie derzeit, noch so häufig benutzt werden? Vermutlich nicht, da sie dann eben nicht mehr so komfortabel innerhalb des Geschäftsgebietes des Verleihers abgestellt werden könnten. Die Alternative wäre, dass möglicherweise vermehrt das Auto genutzt werden würde. Ob das eine wirkliche Alternative ist?
Wenn man sie nicht, so wie derzeit, überall abstellen kann, würde es eventuell auch nicht mehr so einen großen Spaß machen, sich einfach für ein paar Kilometer einen E-Roller zu nehmen und die entsprechende Strecke damit zurück zu legen.
3.) Geschwindigkeit: die E-Roller sind auf maximal 20km/h begrenzt. Schneller können sie nicht fahren. Wenn Sie gelegentlich Fahrrad fahren und das auch in der Innenstadt machen, dann haben Sie schon festgestellt, dass Sie mit dem Fahrrad durchaus schneller unterwegs sein können als mit dem E-Roller. Wieso diesen dann noch weiter in der Maximalgeschwindigkeit, wie es derzeit diskutiert wird, zu drosseln, wenn doch heute schon jedes Fahrrad schneller unterwegs sein kann als ein E-Roller? Von E-Bikes, die vermutlich in einer 30er-Zone geblitzt werden könnten, möchte ich gar nicht sprechen.
Also ist das Argument Geschwindigkeit scheinbar doch auch nur ein vorgeschobenes, um mal wieder etwas Spaß am Leben zu verbieten, was in den letzten Jahren en vogue geworden zu sein scheint. Ich erinnere nur an die Vorgaben, ausschließlich alleine auf einer Parkbank sitzen zu dürfen. Was für ein gnadenloser Unsinn.
Abschliessend sollten wir auf die Unfallbilanz einen Blick werfen, denn schließlich behauptet die Stadt Paris, die die E-Roller verbieten wird, dass es Unfälle mit diesen gibt. Zweifelsohne gibt es mit Verkehrsmitteln Unfälle. Selbst mit und auf Rolltreppen, die als das sicherste Transportmittel der Welt gelten, gibt es gelegentlich Unfälle. Das bleibt, nicht nur, bei Transportmitteln nicht aus. Aber wie sieht die Unfallstatistik, gerade im Vergleich mit Fahrrädern aus?
Wenn man sich den Vergleich der Daten hinsichtlich Getöteter, Schwerverletzter und Leichtverletzter bei statista ansieht, dann schneidet der E-Roller so gut ab, dass man mehr davon fordern müßte und nicht nach weiteren Einschränkungen und Regeln schielen sollte.
Quelle: statista
Wie schwer es ist, ein Ergebnis objektiv zu betrachten, zeigt uns in diesem Fall sogar statista selbst. Wenn man auf diesen Seiten weiter zum E-Roller recherchiert, so findet man folgende Aussage:
“E-Scooter sind deutlich gefährlicher als Fahrräder: Stand 2019 passierten in München auf den elektrischen Rollern fast achtmal häufiger Unfälle.”
Quelle: statista
Wie auf der ersten Statistik desselben Portals zu sehen ist, stimmt das aber überhaupt nicht. Außer 2019 sind massiv viel mehr Unfälle als 2022 passiert und dann fast ausschließlich in München, wovon jedoch nicht auszugehen ist.
Einzig beim Blick auf die jährliche Fahrleistung, wenn diese ins Verhältnis zu den Unfällen gesetzt wird, schneidet das Fahrrad besser ab.
Jeder Bundesbürger radelt im Jahr etwa 290 km. Das entspricht einer gesamten Fahrradnutzung von 23.780.000.000 km pro Jahr (ca. 20 Mrd.km pro Jahr). Somit stirbt ein Fahrradfahrer auf 66.610.644km.
Beim E-Roller sind die Zahlen etwas schwieriger herauszubekommen, da ich hier keine entsprechende Statistik finden konnte. Wenn man aber davon ausgeht, dass bei 120 Tagen, 485.790 Fahrzeugkilometer eingespart wurden, weil E-Roller benutzt wurden, dann ist das jährliche Fahraufkommen mit E-Rollern 1.477.611km. Setzt man dieses ins Verhältnis zu den gestorbenen E-Rollerfahrern, dann kommt gereicht auf 211.087km ein getöteter E-Roller Fahrer.
Nun war aber in keinem Bericht die Aussage, bezogen auf die gefahrene Kilometerzahl sind E-Roller sehr unfallträchtig und gefährlich, deshalb müssten sie verboten werden. Es wurde ganz klar verallgemeinert: “Es gibt Unfälle” und das stimmt so pauschal eben nicht.
Insgesamt wieder ein schönes Beispiel für ein wertmäßiges und ein zu bewertendes Ergebnis. Was möchte ich erreichen und Aussagen? Genau das stelle ich in den Vordergrund. Bei den E-Rollern eben das Verbot des Fahrspasses mit pauschal fadenscheinigen Argumenten.