Aus gegebenem Anlass möchte ich gerne einen kurzen Zwischenbeitrag vor dem nächsten, regulär geplanten Beitrag, einfügen.
In der aktuellen Juli Ausgabe des Magazins Cicero ist ein wunderbarer Artikel über die Hysterie der Deutschen unter dem Titel „Schrei, wenn du kannst“ veröffentlicht. „Bei der Wahl aus unendlichen Möglichkeiten entscheidet sich der Deutsche stets für den Worst Case.“. Ich finde, dass ist so treffsicher wie richtig beschrieben, denn genau so ist es. Egal welches Thema, es ist immer Endzeitstimmung in Deutschland. Hysterie auf Hysterie.
Wozu aber führt das? Sie erinnern sich noch an die Feuerschutzübungen früher in der Schule? Irgendwann wurden die einfach nur noch lustig und keiner hat sie mehr ernstgenommen.
Schon als Kinder haben wir gelernt, nicht aus Spaß um Hilfe zu rufen. Denn anderenfalls wäre uns keine Hilfe mehr zuteil geworden, wenn wir sie dann doch einmal tatsächlich benötigt hätten.
Wo aber waren unsere Politiker und die vermeintlichen Experten? Scheinbar nicht da, wo ich war. Apropos Experten: Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass jeder, der etwas zu sagen hat und dessen Aussage anschliessend irgendwo abgedruckt wird, als Experte hochstilisiert wird? Dabei ist es ganz egal, welche Grundprofession derjenige hat. So auch beim Wetter. Da gibt es, gefühlt, ebenso viele Experten wie beim Fußball Bundestrainer und das nur, weil jeder irgendwie schon einmal Fußball gespielt hat und jeder irgendwie unweigerlich mit Wetter zu tun hat.
Wenn dann aber das apokalyptische Horrorszenario dieser mehr oder minder ausgewiesenen Experten nicht eintrifft, dann führt dieses nicht etwa dazu, einen Gang herunterzuschalten und zu erkennen, dass man einfach Unrecht hatte, weil Horrorszenarien, das haben sie so an sich, selten so eintreten wie horrormäßig prognostiziert oder eben das Worst Case Szenario nur eins unter unendlichen Möglichkeiten darstellt.
Genau dazu ist mir gerade etwas über den Weg gelaufen, was ich gerne mit Ihnen kurz teilen möchte.
Sie erinnern sich sicherlich noch an Mitte Mai. Was wurden da für Horrorszenarien hinsichtlich der Jahrhundert-Hitze, die schon im Juni mit 40 Grad aufwarten sollte, an die Wand gemalt.
Quelle: weather.com
Wie war der Juni? Ich brauche es nicht weiter auszuführen. Er war warm, teilweise enorm stürmisch, manchmal ein klitzekleines bisschen Regen – insgesamt also ein Juni wie er nun einmal natürlich vorkommt.
Keineswegs aber sind die Horrorszenarien von 40 Grad schon im Juni eingetreten.
Nun könnte man meinen, gut, dass war’s dann eben. Jetzt ist aber mal gut – eben einfach nicht ständig um Hilfe rufen, wenn einfach alles doch irgendwie recht normal ist.
Aber nein. Nicht in Deutschland, wo es immer nur das Worst Case Szenario unter unendlich vielen Möglichkeiten gibt. Dann muß eben der Juli herhalten.
Quelle: n-tv.de
Und wenn es dann im Juli auch nicht klappen sollte? Wir haben ja noch den August. Und wenn es in dem auch nicht klappen sollte? Dann wird der September zu kalt, zu stürmisch, zu hell, zu dunkel, zu irgendwas auf jeden Fall. Und wenn das dann doch auch nicht klappt? Dann kommt die ganz große Keule im Winter …. Na, sie wissen schon. Irgendwas ist immer, denn es gibt ja unendlich viele Möglichkeiten. Nur eben in Deutschland nicht. Da gibt es immer nur den Worst Case.
Damit verabschiede ich Sie aus dem doch recht trockenen Juni in die Glutwelle, die diese Woche kommt.
Oder Sie sehen einfach mal bei wetter.com nach. Aber nicht enttäuscht sein, wenn es dort noch andere Szenarien neben dem Worst Case Szenario gibt.
Quelle: wetter.com