Was die Ausgangssituation ist

In unserer heutigen Zeit bewegen wir uns zu wenig, teilweise viel zu wenig. Folgen davon können bekanntermaßen Herz-Kreislauferkrankungen, Rückenschmerzen, Diabetes mellitus durch Übergewicht und Fehlernährung, Arthrose und Osteoporose sein. (1) Teilweise findet man Angaben, dass sich bereits junge Menschen viel zu wenig bewegen und daher bei jedem 10. Rückenschmerzen auftreten. (2)

Chronische Rückenschmerzen verursachen relevante Kosten für das Gesundheitssystem und sind häufig ein Grund für Krankschreibungen. Im Jahr 2020 entfielen 11,6 Milliarden Euro aller Krankheitskosten auf den Bereich der Rückenschmerzen und machten somit 2,8 Prozent aller Kosten aus. (3) Rückenschmerzen sind die häufigste Ursache für Krankschreibungen und machten schon 2013 40 Millionen Krankheitstage aus. (4)

Eine kürzlich im Open Jama Network veröffentlichte Untersuchung befasst sich nun mit der Fragestellung, ob körperliche Bewegung in Form von täglichem Gehen hinsichtlich des Volumens und der Intensität mit dem Risiko chronischer Kreuzschmerzen im Zusammenhang steht. (5)

Was gemacht wurde

In die Untersuchung wurden 11.194 Personen eingeschlossen. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine populationsbasierte Kohortenstudie. Bei solchen Studien wird retrospektiv oder prospektiv im Längsschnitt untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen einer Exposition und einer Merkmalsausprägung gibt. Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine retrospektive Untersuchung, die die Jahre 2017 – 2019 und ein Follow up in den Jahren 2021 – 2023 mit den Expositionen Laufintensivität und -länge mit der Ausprägung von Lendenwirbelsäulenbeschwerden untersucht. Hierbei wurden Daten aus der Trøndelag Health (HUNT) Study in Norwegen verwendet.

Während des Follow up Zeitraumes wurden die Teilnehmer mittels Fragebögen zu ihren Rückenschmerzen befragt. Chronische Rückenschmerzen wurden hierbei definiert als Rückenschmerzen, die innerhalb der letzten 12 Monate auftraten und länger als 3 Monate bestanden. Problematisch ist, dass Schmerzen stets subjektiv sind und sich nicht objektivieren lassen. Allerdings gibt es Parameter, die auf einen Schmerz rückschließen lassen, die man hätte erheben können, wozu jedoch eine ärztliche Untersuchung notwendig gewesen wäre.

Die Gehintensität wurde mittels eines zwei dreiachsiger AX3-Beschleunigungsmessers (Axivity, Ltd), die jeweils am Oberschenkel und an der Lendenwirbelsäule befestigt wurden, über sieben Tage gemessen. Die Intensität des Gehens wurde in langsames (≤ 4 km/h), mäßiges (4,1-5,4 km/h) und kräftiges Gehen (5,5-6,4 km/h) eingeteilt. Bei einer Gehgeschwindigkeit von 6,4km/h fängt bereits leichtes joggen an.

Was herausgekommen ist

In Abhängigkeit der Gehstrecke und -intensität sind die Rückenschmerzen in der Untersuchung zurückgegangen. Je länger die Dauer der Bewegung war (78 – 100 Minuten, 101 – 124 Minuten und > 124 Minuten), umso deutlich sind die Beschwerden zurückgegangen.

In die Untersuchung wurden keine weiteren Faktoren, die Rückenschmerzen positiv beeinflussen könnten, mit einbezogen. Es wurde nur nach nicht relevanten Faktoren wie Schulbildung und Einkommen untersucht. Diese Faktoren haben jedoch keinen direkten Einfluss auf Rückenschmerzen.

Eine Untersuchung mit norwegischen Daten untersucht den Zusammenhang zwischen der täglichen Gehintensität und -strecke.

Die Rückenschmerzen werden in der Studie ausschließlich durch Teilnehmereinschätzungen abgefragt und nicht medizinisch durch eventuell neurologische Ausfallerscheinungen objektiviert. Schmerzen und Schmerzausprägungen sind jedoch rein subjektive Parameter.

 

Es wurden ausschließlich die Gehstrecke und -intensität untersucht. Personen, die >124 Minuten pro Tag gingen, hatten am wenigstens Rückenschmerzen. Da keine weiteren Parameter hinsichtlich körperlicher Aktivitäten erhoben wurden, kann nicht geschlussfolgert werden, dass der Rückgang der Rückenschmerzen auf das Gehen zurückzuführen ist. Wer täglich >124 Minuten geht, bei dem ist davon auszugehen, dass er sich auch grundsätzlich mehr als andere Personen bewegt und sportlichen Aktivitäten nachgeht, die auf die Rückenschmerzen einen mindestens ebenso großen Einfluss haben könnten.

 

Die Gehintensität wurde über Beschleunigungsmesser, die sieben Tage lang am Körper der Probanden angebracht wurden, gemessen. Anschließend wurde in einem Follow up die Schmerzintensität mittels standardisiertem Fragebogen bei den Probanden abgefragt.

Sieben Tage sind sicherlich deutlich zu kurz, um verlässlich abklären zu können, welchen Einfluss die Gehstrecke und -intensität auf Rückenschmerzen hat, wenn gleich viele körperliche Betätigung einen positiven Einfluss auf chronische Rückenschmerzen haben.

Gerade Patienten mit chronischem Rückenschmerz wird daher immer wieder empfohlen, sich regelmäßig und ausreichend zu bewegen und körperliche zu betätigen.

Quellenangaben

(1) https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/tipps/bewegungsmangel-folgen/

(2) https://www.aerzteblatt.de/news/jeder-zehnte-junge-mensch-leidet-an-rueckenschmerzen-66f901ac-3ba6-4060-9886-5786132fcf45

(3) https://www.aerzteblatt.de/news/mehr-als-26-millionen-menschen-mit-rueckenschmerzdiagnose-2109388a-19fc-40df-852f-ed7f20f58332#:~:text=Rückenschmerzen%20ziehen%20laut%20Gesundheitsatlas%20hohe,Prozent%20aller%20Krankheitskosten%20auf%20Rückenschmerzen.

(4) https://www.med-hh.de/2-29-1167-Deutschland-hat-Rücken.html#:~:text=Durchschnittlich%20macht%20das%2017%2C5,über%20dem%20Gesamtdurchschnitt%20aller%20Erkrankungen.

(5) doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.15592

 

Der nächste Beitrag erscheint am 15. November. Er beschäftigt sich mit einem neuen mRNA-Präparat im Vergleich zu dem herkömmlichen mRNA-Präparat.