Gestern habe ich bei n-tv erfahren, dass ab 2024 Kliniken Qualitätsberichte veröffentlichen sollen.

 


Quelle: n-tv.de

 

Sie mögen denken, dass ist eine gute Idee. Dieses steht Ihnen zu, so zu denken, denn Sie haben sich vermutlich bisher nicht mit dem Thema beschäftigt, da Sie sich glücklicherweise nicht damit beschäftigen mußten.
Ich aber dachte mir sofort: „Hä? Was soll das denn? Was wird uns denn da jetzt wieder als „neue“ Erfindung bereits bestehender Tatsachen verkauft?“. Das passt zu dieser Regierung wie die Faust aufs Auge. Natürlich ist das weder neu noch innovativ. Teilweise kann das, was dort, so wie ich es lese, geplant ist, zu einer starken Verunsicherung führen und gibt Ihnen keine wirklichen Daten sondern eher Verunsicherung preis.

Qualitätsberichte mit den „geplanten“ Punkten:

  • Leistungsangebot
  • personelle Ausstattung
  • Leistungstufe
  • Komplikationsrate
  • Todesfälle

sind überhaupt nichts Neues und gibt es verpflichtend schon seit Jahrzehnten.

 


Quelle: G-BA

 

Googlen Sie mal nach Qualitätsbericht und dem Name des für Sie interessanten Krankenhauses. Sie erhalten für jedes in Deutschland zugelassene Krankenhaus den Qualitätsbericht öffentlich zugänglich im Internet. Kein Problem, da verpflichtend.
Was also soll diese Offenlegung der Qualitätsdaten ab 2024 bewirken?

Die beiden letzten Punkte, die aufgeführt sind: Komplikationsrate und Todesfälle, halte ich sogar für gefährlich, sie in einen „Qualitätsbericht“, der öffentlich für Laien zugänglich ist, mit aufzunehmen. Solange Sie von DRGs und OPS Codes keine Ahnung haben, sagen diese beiden Kennzahlen überhaupt nichts aus. Natürlich MUSS ein Universitätsklinikum eine höhere Komplikationsrate und mehr Todesfälle haben, als ein Krankenhaus mit 250 Betten der Grundversorgung. Schon alleine aufgrund der Größe sagt diese absolute Zahl überhaupt nichts über die Qualität aus. Aber selbst wenn man sie auf Fälle normieren würde, wäre diese Zahl reine Augenwischerei. Natürlich hat eine Universitätsklinik dann noch immer höher Komplikationsraten und Todesfälle. Grund- und Regelversorger verlegen für sie komplizierte Fälle richtigerweise sehr schnell in ein anderes Krankenhaus. In der Natur der Sache liegt jedoch, dass genau diese Grundkomplikationen, die der Patient mit sich bringt, zu deutlich höheren Komplikationsraten und auch Todesfällen in der Folge bei der Krankenhausversorgung eben genau dieser Patienten führen. Das ist doch nicht verwunderlich. In einer Uniklinik werden beispielsweise polytraumatisierte Patienten, die am Unfallort gerade noch so reanimiert werden konnten eingeliefert. Deren Überlebenswahrscheinlichkeit ist per se schon deutlich niedriger als die der Patienten, die geplant zum Hüftgelenksersatz oder Blinddarmentfernung in das nächstgelegene Krankenhaus gehen. Ebenso sind natürlich bei Tumoreingriffen die zu erwartenden Komplikationen viel größer als bei einer Leistenbruch OP. Was also sollen die Komplikationsraten und Todesfälle über die Qualität eines Krankenhauses aussagen? Rein gar nichts!

Und dann geht der Unsinn gleich noch schön weiter. Heisst es doch: „Außerdem sollen die rund 1900 deutschen Kliniken mitteilen, welcher „Leistungsstufe“ sie zuzuordnen sind, also ob es sich etwa um wohnortnahe Grundversorgung handelt oder einen Maximalversorger wie bei Universitätskliniken.“ Was bitte ist eine wohnortnahe Versorgung? Natürlich weiß ich was damit gemeint ist. Sie auch? Ist die Charité für uns nicht auch wohnortnahe Versorgung? Und das Alice Hospital in Darmstadt, ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung ist für uns wortnahe Versorgung? Als ich noch in Darmstadt lebe, war es das. Aber jetzt?