Was die Ausgangssituation ist

Die bisherigen modRNA-Präparate zur Anwendung gegen einen schweren Covid-Verlauf, übertrugen die gesamte genetische Information für das vollständige Spike-Protein des SARS-CoV-2. Hierbei wird in einer aktuellen Veröffentlichung von dem mRNA-Präparat der ersten Generation gesprochen, der sogenannten mRNA-1273.

Nunmehr gibt es ein mRNA-Präparat der zweiten Generation, mRNA-1283. Hierbei wird nur noch die genetische Information für die immundominante Region des SARS-CoV-2, die sogenannte Rezeptorbindungsdomaine und die N-terminale Domain übertragen.

Sind die neuen mRNA-Technologien somit sicherer oder effektiver? Diese Fragestellung versucht eine Untersuchung, publiziert im Lancet Infection Diseases, zu klären (1).

Was untersucht wurde

Im Zeitraum März 2023 bis August 2023 wurden insgesamt 13.054 Personen auf eine mögliche Teilnahme in der Studie, die von Moderna finanziert wurde, gescreent. Schlussendlich eingeschlossen wurden dann 11.454 Personen im Alter ³12 Jahre. Die Ergebnisse der Phase III-Studie, welches der letzten Phase einer klinischen Prüfung entspricht, wurden zwischenzeitlich publiziert.

Eingeschlossen wurden Personen, die innerhalb der letzten 90 Tage keine SARS-CoV-2 Infektion hatten. Die Untersuchung wurde in den USA, UK und Kanada durchgeführt. Die Probanden wurde zufällig einer der beiden Gruppen (Erhalt von 10mg des mRNA-1283 Präparates (n= 5.728) oder 50mg des mRNA-1273 Präparates (n=5.726))) zugeordnet. Beide mRNA-Technologien kodieren jeweils für die Original SARS-CoV-2 plus die Omicron BA.4/BA.5 Variante. Die zufällige Zuordnung einer der beiden Gruppen erfolgte entsprechend der Altersgruppen 12 – 17 Jahre (n=992, 8,7%), 18 – 64 Jahre (n=7.151, 62,6%) und >64 Jahre (n=3.724, 28.7%). Insgesamt waren 6.857 Teilnehmer (60,1%) älter als 50 Jahre. Das durchschnittliche Alter der Probanden lag bei 56 Jahren, wobei 54,3% weiblichen und 45,7% männlichen Geschlechts waren. 82,2% der Studienteilnehmer waren weißer Hautfarbe, 11,2% farbig. Die restlichen 6,6% entfielen auf sonstige Hautfarbtypen.

Was herausgekommen ist

Im Nachbeobachtungszeitraum bis zum 31. Januar 2024 traten insgesamt bei 1.177 Studienteilnehmern eine COVID-19 Erkrankung auf. Davon traten 560 (9,9%) in der mit dem neuen Präparat (mRNA-1283) behandelten Gruppe und 617 (10,8%) in der mit dem alten Präparat (mRNA-1273) behandelten Gruppe auf.

Bis zum Tag 29, dem Abschlusstag der Untersuchung, zeigte sich zwar in der Gruppe, die mit dem neuen mRNA-Präparat behandelt wurde, eine signifikant höhere relative Impfeffizienz. Allerdings ist diese lediglich gegen das bekannte mRNA-Präparat aus der Coronazeit verglichen worden. Eine absolute Impfeffizienz, gemessen anhand der absoluten Risikoreduktion von Coronaerkrankungen, wurde nicht vorgenommen. Hierzu hätte eine Untersuchung gegen Placebo erfolgen müssen. Dieses wurde nicht durchgeführt und es wurde nur der Surrogatparameter der gebildeten Antikörper herangezogen. Die Höhe der Antikörperproduktion ist jedoch zum einen individuell sehr unterschiedlich und zum anderen sagt die Höhe der im Blut gemessenen Antikörper nichts über einen wirksamen Schutz aus. Einerseits korreliert die Höhe der Antikörper nicht mit der Schutzwirkung und andererseits bildet dieses lediglich den untergeordneten Teil der Immunantwort, die sogenannte humorale Immunität ab. Wichtiger, insbesondere für einen Langzeitschutz, ist die zelluläre Immunität, die bisher nicht und auch in dieser Studie, nicht gemessen wurde.

Das neue mRNA-Präparat zeigte keine vermehrten unerwünschten Nebenwirkungen, im Vergleich zu dem alten mRNA-Präparat

Wichtige Informationen zu mRNA-1283

Zwar ist in der Gruppe, bei denen das neue mRNA-Präparat zur Anwendung kam, nur noch 1/5 des mRNA-Gehaltes appliziert worden, im Vergleich zu der alten mRNA-Technologie. Dennoch treten hier die bereits bei der alten mRNA-Technologie immer wieder beschriebenen Nebenwirkungen, Probleme und Unklarheiten auf. Weniger mRNA Gehalt bedeutet somit nicht zwangsweise weniger Nebenwirkungen, die eventuell auch dramatisch sein können, da diese Punkte nur bedingt von der mRNA, die auch hier noch modifiziert ist, abhängt. Ausschlaggebend ist die noch immer vorhandene Modifizierung sowie die Lipidnanopartikel als Trägermaterial.

Eine Untersuchung aus USA, UK und Kanada hat im Rahmen einer Phase III-Studie die Effizienz, Immunogenität und Sicherheit neuer mRNA-COVID-Impfstoffe gegen die alten, bestehenden Präparate untersucht.

Auch im neuen mRNA-Impfstoff waren die genetischen Informationen für die Kodierung der Original SARS-CoV-2 enthalten. Diese Variante ist schon seit einigen Jahren nicht mehr im Umlauf und wird nicht mehr nachgewiesen, weshalb es unklar erscheint, wieso diese noch immer in den Impfstoffen auftaucht.

 

Die durchgeführte Untersuchung wurde von Moderna, einem Impfstoffhersteller u. a. für COVID-19 Impfstoffe mittels modRNA-Technologie finanziert. Moderna wurde in das Studiendesign, die Datenerhebung und -auswertung sowie die Dateninterpretation eingebunden.

Damit ist eine Interessensbeeinflussung des Studiensponsors nicht von der Hand zu weisen.

 

Die relative Impfeffizienz war bei den neuen mRNA-Impfstoffen, hinsichtlich des Auftretens von COVID-19 Infektionen im Untersuchungszeitraum geringer als bei den alten mRNA-Impfstoffen. Hierbei handelt es sich jedoch um eine relative Betrachtung. Zu den absoluten Risikoreduktionen wurden keine Untersuchungen durchgeführt. Ebenso ist nichts über die Schwere der Erkrankungen ausgeführt.

 

Selbst die Studienautoren geben an, dass der potenzielle Benefit der neuen Präparate im Vergleich zu den alten mRNA-Präparaten im Rahmen von post-Marketing Untersuchungen, also nach der Zulassung und Vermarktung des neuen Präparates, bestätigt werden muss.

Normalerweise ist dieses Aufgabe der Hersteller im Rahmen der Zulassungsstudien zu belegen. Wäre das neue Präparat nicht gegen ein bestehendes, sondern gegen Placebo getestet worden, so hätten die entsprechenden Erkenntnisse vorgelegen und könnte mit in die Zulassungsentscheidungen einfließen.

 

Quellenangaben

(1) Efficacy, immunogenicity, and safety of a next-generation mRNA-1283 COVID-19 vaccine compared with the mRNA-1273 vaccine (NextCOVE): results from a phase 3, randomised, observer-blind, active-controlled trial, Chalkias, Spyros et al. 

 

Der nächste Beitrag erscheint am 15. Dezember. Er beschäftigt sich mit einer Untersuchung, die fälschlicherweise davon ausgeht, dass die Ernährung eine größere Rolle auf eine Gewichtsreduktion als körperliche Aktivität hätte.